Mit über 50 noch einmal eine neue Sprache lernen – geht das? Natürlich geht das! Es macht nicht nur Spaß, sondern hat auch einige positive Nebeneffekte.

Im Ruhestand hat man Zeit, vieles, was bisher verpasst wurde, nachzuholen. So wird der ein oder andere bestimmt auch auf die Idee kommen, eine neue Sprache zu lernen. Wie wäre es zum Beispiel mit Französisch oder Spanisch? Viele werden sich davor aber die Frage stellen, ob es überhaupt möglich ist, im Alter noch einmal in eine gänzlich unbekannte Sprachwelt einzutauchen. Es ist durchaus möglich, denn das Gehirn ist auch im Alter noch in der Lage, sich weiterzuentwickeln und zu verändern.
Von vorhandenem Wissen profitieren
Wer trotzdem noch vor dem Vokabel-Dschungel einer neuen Sprache zurückschreckt, weil die Schnelligkeit und Auffassungsgabe nicht mehr mit der eines 20-Jährigen vergleichbar ist, sollte sich vorsagen: Dafür habe ich etwas, was ein Heranwachsender nicht hat, nämlich Erfahrung im Lernen und einen großen Wissensvorrat. Mit zunehmendem Alter weiß man, wie man am besten lernen kann und hat bessere metakognitive Fähigkeiten, also bessere Fähigkeiten zum selbstgesteuerten Lernen, als junge Menschen. Durch den großen Vorrat an begrifflichem Wissen aus der Muttersprache wird sogar das Vokabellernen erleichtert, denn vorhandenes Wissen spielt eine grundlegende Rolle für erfolgreiches Lernen.
Gesundheitsvorsorge durch Sprachenlernen
Und das ist noch nicht alles: Sprachenlernen fördert auch die (mentale) Gesundheit. Durch tägliches Training für das Gehirn, wozu auch das Erlernen einer Fremdsprache zählt, kann dem Alterungsprozess und Krankheiten wie Demenz entgegengewirkt werden. Denn unter anderem durch das Beherrschen mehrerer Sprachen entwickeln sich mehr kognitive Reserven im Gehirn, die dabei helfen, das Risiko an Demenz zu erkranken, zu verringern oder zumindest hinauszuzögern. Entsprechend stellte eine Studie die These auf, dass das Beherrschen mehrerer Sprachen dazu beitragen kann, Alterungseffekte im Gehirn abzumildern. Laut dieser Studie haben Menschen, die im Laufe ihres Lebens mehrere Fremdsprachen erlernt haben, höhere kognitive Fähigkeiten als Menschen, die nur eine Sprache beherrschen.
Weitere positive Nebeneffekte
Sollte man sich dazu entschließen, einen Sprachkurs zu besuchen, lernt man ebenfalls neue Leute kennen. Und ein großer Bekanntenkreis, mit dem man interessante Gespräche führen kann, kann ebenso dabei helfen, den Alterungsprozess einzudämmen. Außerdem gehört das Reisen zu einer der Lieblingsbeschäftigungen der Best Ager – und das macht doch noch viel mehr Spaß, wenn man sich im Urlaubsland verständigen und dadurch die fremde Kultur viel intensiver kennenlernen kann. Denn selbst wenn man die Sprache nicht perfekt beherrscht, wird man den Menschen vor Ort allein durch den Versuch bestimmt ein Lächeln ins Gesicht zaubern können.
Tipps für eine erfolgreiche Eroberung der neuen Sprachwelt
- Weniger ist mehr: Lernen Sie lieber weniger Vokabeln an einem Tag und wiederholen Sie diese dafür häufiger. Nicht zu viel auf einmal, aber dafür kontinuierlich – so erzielen Sie den besten Lernerfolg.
- Versuchen Sie doch einmal, einen Film im Original zu schauen. Am sinnvollsten ist es, einen bereits bekannten Film erneut im Original zu schauen. Dann hat man die Handlung noch im Kopf und kann sie nun mit dem neuen Vokabular verknüpfen.
- Wie wäre es mit einem gemütlichen Abend mit Freunden ganz im Motto der neuen Sprache? So könnte man ein landestypisches Gericht zusammen kochen und versuchen, sich dabei auf der neuen Sprache zu verständigen. Auf Dauer ist das Selbststudium nämlich langweilig und mit einem Lernpartner kann man sich gegenseitig motivieren.
- Nutzen Sie lange Auto- oder Zugfahrten um ein fremdsprachiges Buch zu lesen oder fremdsprachige CDs zu hören.
- Hören Sie doch einmal bei Ihrem (vielleicht englischen?) Lieblingslied im Radio genau hin und versuchen Sie, es zu verstehen. Den Text können Sie sich auch ganz leicht im Internet besorgen, übersetzen, verstehen und schließlich mitsingen.
- Bei einem Stadtbummel bietet es sich an, bestimmte Gegenstände, die man sieht, in die neu erlernte Sprache zu übersetzen. So bleibt man ständig in Übung.
- Am allerwichtigsten ist jedoch: Haben Sie Spaß dabei, eine neue Sprache kennenzulernen! Schließlich haben Sie keinerlei Druck wie noch zu Uni- und Schulzeiten, sondern können sich Ihr Lernpaket selbstständig zusammenstellen und zeitlich einteilen.