Wer häufig unter Sodbrennen leidet, sollte abklären lassen, ob der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen noch intakt ist.

Sodbrennen gilt als harmlose Volkskrankheit. Das unangenehme Brennen, das hinter dem Brustbein bis zum Hals aufsteigt, tritt häufig dann auf, wenn wir ein Glas Wein zu viel genossen oder üppig geschlemmt haben. Auch Schwangere oder Menschen, die unter Stress leiden, klagen nicht selten über Sodbrennen. Wenn diese Beschwerden häufiger auftreten, sei allerdings Vorsicht geboten, erklärt Adipositas-Spezialist Prof. Prim. Dr. med. univ. Klaus Dittrich von der Rudolfinerhaus Privatklinik in Wien: „Sodbrennen entsteht, wenn saurer Mageninhalt durch den Schließmuskel am Mageneingang zurück in die Speiseröhre gelangt. Tritt dies regelmäßig auf, deutet dies auf eine Refluxerkrankung hin. Unbehandelt löst diese Entzündungen in der Speiseröhre aus, kann zu Husten und Heiserkeit sowie Entzündungen des Kehlkopfes oder der Lunge führen und im schlimmsten Fall sogar zu Speiseröhrenkrebs“.
Wie entsteht eine Refluxerkrankung?
Häufigste Ursache für das Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre sind neben Übergewicht und einer ungesunden, fettlastigen Ernährung ein geschwächter Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen und/oder ein Zwerchfellbruch. Dabei können Organe aus dem Bauch durch die erweiterte Zwerchfellöffnung nach oben in den Brustraum wandern. Dies ist im Eintrittsbereich der Speiseröhre der Fall.
Wie wird eine Refluxerkrankung behandelt?
Wenn Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung, Schlafen mit hochgelagertem Oberkörper oder lindernde Medikamente (Protonenpumpenhemmer, Antazida, etc) nicht helfen, sollten die Betroffenen dringend handeln, rät Prof. Dittrich: „Sodbrennen wird leider häufig bagatellisiert und viel zu selten wird den Betroffenen zu einer Operation geraten. Dabei sind diese laparoskopischen Eingriffe für die Betroffenen unproblematisch und ermöglichen ein beschwerdefreies Leben“.
Wie verläuft eine Anti-Refluxoperation (Fundoplikatio)?
Bei diesem Eingriff wird der obere Teil des Magens um das untere Ende der Speiseröhre gelegt und dort an Speiseröhre und Zwerchfell festgenäht. „Man kann sich das vorstellen wie einen Schal oder einen Kragen, den ich entweder ganz um den Hals, oder in diesem Fall die Speiseröhre, legen kann oder aber ich lasse ihn vorne offen. Wir können diese Manschette ganz schließen oder nur an den Seiten fixieren, so dass für ein leichteres Schlucken ¼ der Speiseröhre frei bleibt“, erklärt Prof. Dittrich. Die Nahrung passiert dann ganz normal die Speiseröhre, um im Magen verdaut zu werden. Füllt aber der Speisebrei den oberen Teil des Magens, dehnt sich dieser Bereich aus, verengt den Übergang von der Speiseröhre in den Magen und verhindert damit das Zurückfließen des Mageninhalts. Prof. Dittrich führt diese OP laparoskopisch durch, d.h. der Zugang erfolgt durch winzige, später kaum sichtbare Schnitte in der Bauchdecke. Sofern ein Zwerchfellbruch Auslöser der Refluxerkrankung ist, verlagert der Adipositaschirurg alle Organe zurück an ihre ursprünglichen Plätze und verschließt den Zwerchfellbruch.
Wie belastend ist eine Anti-Reflux-Operation?
„Es ist möglich, innerhalb einer Operation sowohl den Schließmuskel als auch das Zwerchfell zu korrigieren, erklärt Prof. Dittrich. „Der Eingriff selbst dauert zwischen 45 und 90 Minuten und nur wenige Patienten, unter 10 Prozent, klagen anschließend über Schmerzen“. Vorübergehende Folgeerscheinungen des Eingriffs sind Schluckbeschwerden: Zum einen aufgrund geschwollener Schleimhäute, die eventuell bei der OP gereizt wurden. Zum anderen, weil der neue, engere Übergang von der Speiseröhre zum Magen sich ungewohnt anfühlt. „In der ersten Woche nach dem Eingriff sollten die Betroffenen flüssige oder Brei-Nahrung zu sich nehmen. Und dann wäre es natürlich gut, wenn sie sich generell überlegen, wie sie ihre Ernährung umstellen und magenfreundlicher gestalten könnten. Das Wichtigste ist: ausgiebig kauen, langsam und in Ruhe essen und auf keinen Fall schlingen“, so der Adipositasexperte.
Husten, Aufstoßen und Erbrechen seien natürlich anfänglich problematisch, auch auf Sport sollte man aufgrund der Nähte für etwa vier Wochen verzichten. „Der überwiegende Teil meiner Patienten profitiert enorm von diesem kleinen Eingriff und ist vollkommen beschwerdefrei“, sagt Prof. Dittrich. „Ich höre häufig: Hätte ich das doch schon früher machen lassen, das ist ein enormer Zugewinn an Lebensqualität“.