Endometriose ist eine gutartige und weit verbreitete Erkrankung bei Frauen. Obwohl sie häufig starke Schmerzen verursacht, wird sie nicht immer leicht entdeckt.

Bei einer Endometriose wächst Gebärmutter-ähnliches Schleimhautgewebe auch außerhalb der Gebärmutterhöhle. Zwar kann grundsätzlich jedes Organ betroffen sein, aber überwiegend finden sich die unerwünschten Wucherungen im kleinen Becken, zum Beispiel im Bauchfell, in den Eierstöcken oder an der Blase. Die Endometriose ist häufig sehr schmerzhaft, weil das Gewebe auch außerhalb der Gebärmutter am Menstruationszyklus beteiligt ist, erklärt Prof. Dr. med Uwe Andreas Ulrich, Spezialist für gynäkologische Onkologie und Endometriose am Martin-Luther-Krankenhaus in Berlin. „Typische Anzeichen für eine Endometriose sind schmerzhafte Regelblutungen, sodass die betroffenen Frauen in dieser Zeit regelmäßig Schmerzmittel einnehmen und manchmal an Schule, Arbeiten oder Studieren während dieser Tage nicht zu denken ist. Einige leiden auch außerhalb ihrer Periode unter Schmerzen beim Wasserlassen, beim Stuhlgang oder beim Sexualverkehr.“ Auch bei Frauen, die seit mehreren Jahren erfolglos versuchen, ein Kind zu bekommen, könnte Endometriose eine Rolle spielen. Von einer Endometriose können sowohl junge als auch ältere Frauen im gebärfähigen Alter betroffen sein; dabei fördern die weiblichen Geschlechtshormone (die Östrogene) die Endometriose. Nach der Menopause ist die Wahrscheinlichkeit, an Endometriose zu erkranken, extrem gering. Wie eine Endometriose entsteht, ist noch immer weitgehend ungeklärt. Eine Theorie basiert auf der Verschleppung von Gebärmutterschleimhautzellen durch eine erfolgte Operation oder durch retrograde Menstruation in den Bauchraum, eine andere auf der Neuentstehung von Endometriosegewebe an „falscher Stelle“. Etwa 20.000 Fälle von stationär aufgenommenen Frauen werden pro Jahr in Deutschland registriert, die Dunkelziffer könnte durchaus höher liegen. Es wird geschätzt, dass jährlich bis zu 40.000 Neuerkrankungen hinzu kommen.
Wie wird Endometriose diagnostiziert?
Der Verdacht auf Endometriose ergibt sich häufig im Patientengespräch, sagt Prof. Ulrich: Bei einem erfahrenen Gynäkologen schrillen die Alarmglocken, wenn Patientinnen über die typischen Beschwerden klagen. Kleinere Endometrioseherde im Bauchfell bei normalen Vorsorgeuntersuchungen zu entdecken, ist nicht möglich. Tiefere Knoten im Raum zwischen Scheide und Enddarm, bzw. im Enddarm selbst werden durch den erfahrenen Arzt dagegen getastet. Durch den oft durchgeführten Ultraschall können Endometriosezysten im Eierstock und auch größere Herde im Enddarm entdeckt werden. Die einzig sichere Methode bei Verdacht auf Endometriose ist der Nachweis durch eine Bauchspiegelung und dabei entnommene Gewebeproben.
Was sind die Folgen der Endometriose?
Die gute Nachricht: Endometriose ist eine gutartige Erkrankung. Die schlechte Nachricht: Sie ist chronisch. „Immer wiederkehrende, unerträgliche Menstruationsschmerzen stellen eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität dar“, weiß Prof. Ulrich aus den Schilderungen seiner leidgeprüften Patientinnen. „Wenn Endometriose-Gewebe den Harnleiter ummauert, kann dadurch ein Nierenstau verursacht werden. Gelegentlich kann die Endometriose den Darm einengen. Nur in sehr seltenen Fällen entwickelt sich aus einer gutartigen Endometriose ein bösartiger Tumor. Das betrifft eher Frauen im Alter um die 50 Jahre. „Wenn eine Frau schon mehrfach wegen Endometriose operiert wurde und sich in der Postmenopause plötzlich erneut eine Endometriosezyste bildet, ist das schon sehr untypisch. Dann sollte eine bösartige Veränderung ausgeschlossen werden.“ Aber das seien seltene Einzelfälle, so Prof. Ulrich.
Wie wird Endometriose behandelt?
Nicht immer bedeutet der Befund „Endometriose“ auch eine tatsächliche Krankheit. Ein Teil der Betroffenen spüre gar keine oder nur leichte Symptome, so Endometriose-Spezialist Ulrich. Wenn bei Frauen allerdings ein Leidensdruck entsteht, sollte die Endometriose entweder medikamentös oder chirurgisch behandelt werden. Um Schmerzen und Krämpfe zu lindern, kann der Gynäkologe eine Hormontherapie verordnen. Voraus geht in der Regel die Sicherung der Diagnose durch eine Bauchspiegelung und dabei die Entfernung der Herde. Auch wenn Kinderwunsch besteht, wird meist zu einer chirurgischen Entfernung der Endometrioseherde geraten. „Der Eingriff kann laparoskopisch, mit nur kleinen Hautschnitten, erfolgen. Allerdings sollte die Operation von einem damit erfahrenen Gynäkologen durchgeführt werden, da die Schonung der Fruchtbarkeit oberste Priorität hat. Je nach Lage und Verbreitung der Gewebewucherungen werden ggf. auch ein Urologe und ein Chirurg hinzugezogen, wenn zum Beispiel ein Teil der Blase oder des Darms bei ausgedehntem Befall ebenfalls entfernt werden sollen“, betont Prof. Ulrich. In einigen Fällen wird man mit Rücksicht auf andere Organe die Endometriose nicht vollständig entfernen. Medikamentös haben sich eine Folgetherapie mit Gelbkörperhormonen oder geeigneten Anti-Baby-Pillen bewährt. „Leider ist dies bei der Anti-Baby-Pille eine Behandlung außerhalb der Zulassung und wird daher nicht von allen Krankenversicherungen anerkannt. Dabei wäre dies eine Therapie, die langfristig deutlich günstiger wäre als z. B. wiederholte Operationen.“
Kann man mehrmals an Endometriose erkranken?
Leider ist die Gefahr groß, trotz erfolgter Behandlung erneut unter einer Endometriose zu leiden. Bei einem bis zwei Drittel der Patientinnen kommt es zu Rezidiven, einem Wiederauftreten der Krankheit. „Das kann zum Beispiel daran liegen, dass bei einem Ersteingriff nicht alles Gewebe entfernt werden konnte. Es kann aber auch sein, dass sich die Endometrioseherde neu bilden“, so Prof. Ulrich. Empfohlen wird die Behandlung in einem Endometriose-Zentrum, das auf diese Erkrankung spezialisiert ist. Einen positiven Trend hat der Endometriose-Mediziner in den vergangenen Jahren bereits beobachtet: Die Erkrankung scheint bei den Betroffenen und den Ärzten stärker in den Focus gerückt zu sein.